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Endlich bin ich im Wasser. Das ist echt schön ! Das Sonnenöl von tausenden Leuten schillert auf der Wasseroberfläche,
durch die Chlor-verätzten Augen scheint die Welt in einen lieblichen Schleier gehüllt.
Ich tauche unter und geniesse gerade den Wechsel zwischen kaltem Wasser und warmem
Pipi als mir ein nettes kleines Kind vom 3-Meter-Brett auf den Rücken springt. Als ich japsend
auftauche, um mich zu entschuldigen, sehe ich, dass es ja genau das gleiche Kind wie eben war!
Hach wie nett! Hoffentlich hat es sich nicht weh getan! Es hört auch tatsächlich gleich auf zu
weinen, nachdem ich ihm meine Uhr geschenkt habe. So ein liebes Kind!
Raus aus dem Wasser, zurück zum Platz. Als ich dort ankomme, ist der nette Nachbar, der ein
wenig auf meine Sachen aufgepasst hat, nicht mehr da. Mein Geldbeutel auch nicht. Dafür aber
sein Hund, der gerade mein Schnitzelbrötchen frisst. Netter Hund! Eigentlich bin ich sehr ausgeglichen... aber jetzt ist es doch langsam genug.
Ich packe meine Sachen zusammen und den blöden Hund in die Kühlbox seines freundlichen Herrchens. Selbige lasse
ich feierlich im Wellenbecken zu Wasser und schaue mir belustigt den wilden Ritt an, während
ich ein paar Takte Surfin USA pfeife. Mit dem Handy des Herrchens rufe ich eine 0190-
Nummer an und werfe es dann aufs Dach der Umkleidekabinen. Jetzt hab ich mich schon beinahe
beruhigt. Ich schlendere zu meinem Fussball-Freund, nehme ihm den Ball ab und schiesse ihn mit
einem beeindruckenden Vollspann aus einem Meter Entfernung direkt in sein nettes Gesicht.
Nachdem er nach hinten umgefallen ist, nehme ich die Gelegenheit wahr, in seinem Rucksack noch
ein kleines Feuerchen zu legen und mache mich auf den Weg zum Ausgang. Als ich am Beckenrand
vorbeikomme sehe ich meinen Kumpel vom 3-Meter-Brett. Da der Bademeister gerade dabei ist,
einen Telekom-Opa aus dem Becken zu fischen nutze ich den Moment, schnapp mir die Badehose
des netten kleinen Schweinepriesters und hänge sie nicht weit entfernt an einen hohen Ast.
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Als ich am Ausgang ankomme schau ich mich ein letztes Mal um: Der Fussball-Penner hüpft plärrend
um seinen brennenden Rucksack herum (das Feuer hat inzwischen auf benachbarte Bastmatten
übergegriffen), die kleine Nervensäge hüpft nackt unter dem Badehosen-Baum herum und der
nette Nachbar sucht seinen Hund... die fest verschlossene Kühlbox zieht immernoch ihre Bahnen
im Wellenbecken und das Handy funkelt mir lustig vom Umkleidendach zu.
Die Rechnung muss inzwischen bei etwa 98 Euro liegen...
Als ich zum Auto zurückkomme hängt ein Strafzettel dran. Ich nehm ihn ab, lese ihn aufmerksam
durch und esse ihn auf. Dann steig ich in mein brütend heisses Auto und denke: Gar nicht so
schlecht, so ein Besuch im Freibad!
Gar nicht so
schlecht, so ein Besuch im Freibad!
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